Predigt am 1. Weihnachtsfeiertag 2014 Joh 1 - Prolog

Liebe Gemeinde,

Zurück auf Start. Zurück an den Anfang. Da will uns Johannes haben. Der Ursprung und zu der uralten Frage: Wo komme ich her? Halten wir uns nicht lange auf. Mit dem Gejammer über unruhige Zeiten. Mit aktuellen Situationsanalysen. Gehen wir hinein und lesen und hören:

1. Joh 1 „Im Anfang war das Wort. Und das Wort war bei Gott. Und Gott war das Wort.“

0. Der Ursprung – das Wunder

Johannes kennt natürlich all die anderen Evangelien, Mt, Mk, Lk und wohl noch einige mehr. Ihre Anfänge, altertümelnd, manchmal unbeholfen, aber so beliebt bei uns. Krippe, Ochs und Esel usw.  Aber Johannes möchte neu anfangen mit diesem Jesus. Mit Worten, die an die Strenge und Heiligkeit des Anfangs des Heiligen Wortes zurückführen. Das Wort, das vor jeder Schrift ausgesprochen wird.  

Gen 1 „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und Gott sprach. Es werde Licht. Und es ward Licht.“  

// Joh 1 „Im Anfang war das Wort. Und das Wort war bei Gott. Und Gott war das Wort.“

Was für ein Selbstbewusstsein spricht aus diesen Worten! Was für ein Mut, neu anzusetzen, tiefer zu gehen, weiter zurück! Ganz an den Anfang, dem Unvordenkbaren. Aber er bleibt nicht ratlos, stumm stehen, sondern führt uns hinein in das Herz Gottes, seine Zuwendung, seine Bewegung hin zu der Welt, die er geschaffen hat und nicht aufgibt.

Im Anfang war das Wort.

Hätten wir nicht gesagt: Im Anfang war Gott? 

Aber ich glaube hier ist der Unterschied zwischen Ewigkeit und Zeit. Wenn die Ewigkeit „stolpert“ oder ein Sprung macht – dann ist da Bewegung und ein Anfang. Eine Veränderung. Wenn wir von Anfang reden wollen gegenüber der geheimnisvollen Ewigkeit, dann ist da der Logos aktiv und wagt es: und geht heraus. 

1. Joh 1 „Im Anfang war das Wort. Und das Wort war bei Gott. Und Gott war das Wort.“

Und wir verstehen sofort: das göttliche WORT ist Jesus.

Natürlich wollen wir gleich idyllische Familienbilder sehen. In der Art: Jesus bei Gott, bei ihm wie ein geliebtes Königssohn, der im Schoß des Vaters spielt. Wir wollen einen Thron sehen und Engel und einen himmlischen Hofstaat.

ABER – Bilder werden Johannes nicht gerecht. Nicht die Augen bedient er, sondern die Ohren, wir hören eine Tiefenstruktur, mehr Musik als Bilder. Johannes befolgt ein gewisses Bilderverbot. Keine mythische Weihnachtserzählung mit Wundern und sehr geerdeten Menschen.

Nicht ein Wunder unter vielen, sondern DAS WUNDER. Das erste und einzige. DER URSPRUNG. Im Anfang. Mittendrin. Das Wort …

2. DAS WORT = JESUS

In Gott erkennt Johannes etwas Unruhiges, Bewegliches: In der hebräischen Bibel ist es der unruhige Geist, der sich hin und her bewegt. Hier nennt Johannes es: das Wort. Nicht irgendein Wort, nein das Wort selbst. Das Wort und die Wörter. Das, was ein Wort ausmacht, dass es aussagen kann.

Im Griechischen schwingt im WORT viel mehr mit. Erkenntnis (logie/logik), Weisheit ja „Wissenschaft“, Vernunft und das Denken, aber auch die Macht des Wortes, Dichtung – die Fähigkeit, neue Welten durch Worte zu schaffen, die vorher nie dagewesen sind.

Haben Sie sich noch nie gewundert, was ein guter Dichter vermag? Wie er uns entführt in Welten, die es noch nie gegeben hat, die wir trotzdem verstehen und in denen wir leben, solange wir lesen?

Manche sprechen mich auf den wundervollen Film an, in dem meine Tochter Tabea mitspielen durfte. Aber das ist oberflächlich. Toll für uns als Familie war es mitzuerleben, wie aus dem Willen eines Mannes Thomas Heinemann, aus seinem Drehbuch nach Jahren harter Arbeit und vielen Herausforderungen ein Film wurde, Bilder. Das Wunderbare war es, mitzuerleben, dass das Wort und die Vorstellung am Anfang steht und alles andere von dieser Partitur abhängig bis ins Detail ist.  

So eine Macht wie ein berühmter Drehbuchschreiber hat Johannes über uns. Und ehrlich gesagt: Jeder Schriftsteller würde gerne so schreiben können, so bekannt werden, sooft zitiert werden wie Johannes. Wir Christen können auch stolz sein auf diesen Künstler der Sprache, millionenfach nachgeahmt und nie erreicht, auch nicht von einem Goethe, denn Johannes war der ERSTE - seit dem Unbekannten, der die erste Schöpfungshymne Gen 1 geschaffen hat... Meisterhaft schreibt Johannes eine neue Theologie, eine neue Tiefen-Grammatik wird sichtbar, und mehr: ver-dichtet er neu die Bibel, die Worte, die uns neu verstehen lassen, wer und wie das WORT ist. Durch seine Worte entsteht vor unseren Augen, nein OHREN eine neue Welt.

Jesus =  das Wort. Das erscheint eine einfache Gleichung. Aber Achtung: in jeder Gleichung ist die Reihenfolge wichtig! A=A'!  Nun kehrt es mal um, wie es bei Johannes steht, was daraus wird: das Wort = Jesus!

In jedem Wort ist das Wort=Jesus. In jedem bedeutungsvollen Ausruf – Im Anfang schon das „Es werde Licht!“ Gottes – da ist Jesus dabei als das Wort, das ausgeht und ansagt und schafft und wird. Unsere Welt ist aufgebaut durch das Wort und das Wort kommt vor dem Sein und jeder Existenz. Weiter zurück kann niemand glauben und erst recht nicht forschen.

Dieser war im Anfang bei Gott.

Alles ist durch denselben geworden und ohne denselben war nicht eines, was geworden ist.

Wir sind das Gewordene! Alles um uns herum, was lebt und was nur ist.

3. Das Leben und das Licht

In ihm war das Leben.

Aber was ist das für ein Leben? Das Leben war das Licht der Menschen. Wir sagen als Gleichung: Licht = Leben. Wie jeder Biologe.

Aber Johannes kehrt es bewusst um: Von Leben kann nur geredet werden, wenn es lichthaft ist. Dehalb: Leben = Licht. Wo Leben nicht Licht ist, mag irgend etwas sein, aber es ist finster, tot. Leben ohne Lichtsein, Lichtbringen, Lichtmachen ist nicht nur Finsternis, sondern TOD. Lass die Toten die Toten begraben. Du suche das Licht des Lebens. Ich bin das LICHT, sagt Jesus bei Johannes.

Und die Finsternis hats nicht erfasst. Nicht verstanden. Aber auch nicht ergreifen können.

Vor gestern war die Wintersonnenwende. Und natürlich haben die Menschen Weihnachten auf diesen Termin gelegt. Der dunkelste Tag des Jahres – auf der Nordhalbkugel zumindest … und alle unsere Lichter und Kerzen und LED-Beleuchtungen sind unsere Versuche, die Finsternis zu erleuchten. Aber Gott ist LICHT UND KEINE FINSTERNIS IST IN IHM. 1. Joh

V9: Es war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet in die Welt gekommen. 

4. Ich und der Vater sind eins!

Er kam in das Seine,

und die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Die aber, welche ihn aufnahmen,

die an seinen Nahmen glauben,

die nicht aus Blut oder Fleischeswillen noch aus Manneswillen

sondern aus Gott gezeugt sind,

denen gab er Macht Gottes Kinder zu werden.

 

Das Wort ist Fleisch geworden

und wohnte unter uns

und wir sahen seine Herrlichkeit…

 

Gott hat niemand jemals gesehen,

der einziggeborene Gott, der an der Brust des Vaters ist,

er hat Kunde mitgebracht.

 

Jetzt wird es Weihnachten bei Johannes, liebe Gemeinde, ihr habt (geduldig) darauf gewartet.

Das Wort ist im Anfang gesendet, hingewendet in Liebe durch Gott an seine Welt, seine Menschen. Durch den Sohn wird der Vater sichtbar, Gott selbst wie er ist – in diesem Jesus. Und seine Herrlichkeit ist wie er leidet und erduldet aus Liebe zu den Menschen, ohne Ausweg auf den Tod zu die Ermordung am Kreuz, selbst in diesem Leiden ist das Licht und das Leben stärker.

Ihr Lieben - Kein chaotischer Anfang vor Jahrmilliarden, keine kühle philosophische Spekulation über Zufall und Notwendigkeit, keine zynische Diskussion über Nutzen und Schaden der Existenz der Menschen, als könnten wir uns einfach mal so wegdenken oder abtreiben lassen wie ungeliebte Kinder. So urteilen und denken Menschen, die Jesus nicht kennen.

Aber In Jesus dem Christus könnt Ihr Liebe des Vaters sehen und spüren. Das Wort des Anfang „Es werde“ zu „Fürchtet euch nicht“ und zu dem „Steh auf und gehe“ des Jesus. Vollmacht und Ohnmacht. Liebe und Leiden. Die Welt bekommt eine Herrlichkeit, einen Glanz, da kann es Weihnachten werden. Überall. Die Finsternis kann es nicht mehr rückgängig machen.

Und das Ende wird noch schöner als der Anfang sein.

Weil Gott es so will. Durch seinen Sohn Jesus Christus unseren Herrn.

AMEN