1. JESU WEIN IST VIEL Ein Wunder nach unserem Geschmack - den Weinorten von Rödelsee und Fröhstockheim. Da sehen wir auch einmal über die Verachtung anderer über dieses „minderwertigste" aller Wunder wie es der gestrenge Schweizer Reformator Calvin.
Bei uns stehen viele Keller voll mit 1000en Litern von Wein, die auf ihre Reifung warten. Unsere Vorstände von der Weinfestgesellschaft wissen, wieviel Wein beim Weinfest getrunken wird ... dagegen sind 600L auch wieder wenig ... . Aber für eine Hochzeit - nun ich weiß nicht, bei welcher Hochzeit in Rödelsee so viel Wein geflossen ist ... Ein Leben in Hülle und Fülle. Eine Hochzeit muss gefeiert werden, das Eheleben ist hart genug, so betonen es zumindest viele Festredner. Jesu Wein ist verdammt viel - die Hochzeit hat schon begonnen und dann noch einmal 600L Wein! Das reicht noch einige Zeit für den Alltag.
2. JESU WEIN IST GUT
Ich wäre gespannt, was so einige Fachleute bei uns über den Jesu Wein gesagt hätten ... der damalige Kellermeister hatte ja anscheinend auf der Hochzeit eifrig mitgeholfen den Weinvorrat aufzubrauchen, der er erfand im Rausch den Sitz: Alle Welt gibt erst den guten, und wenn die Gäste den ersten Durst gelöscht und ihren Hunger gestillt haben, den minderwertigen aus - du Bräutigam bist so dumm und machst es anders. ...
Natürlich freuen sich die Winzer über dieses Wunder - denn Religion neigt ja dazu, immer freudloser zu werden, immer mehr Regeln aufzustellen Zäune, wie das Judentum sagt, um alle Eventualitäten und Gotteslästerung und Sünden von vornherein auszuschließen.
So hat mir mal ein Winzer erklärt - klar, dass Mohammed berauschende Getränke verboten hat - sie hatten ja nur süßen Wein aus Früchten wie Datteln und Feigen - und der sticht mächtig in den Kopf. Echter Wein war ein Importgut und furchtbar teuer für die armen Wüstenmenschen ...
Nein: Alle sind sich einig auf der Hochzeit - Jesu Wein ist teuflisch gut ... und nur wenige wissen es woher es kommt. Er überlässt die Ehre der befreundeten Hochzeitsfamilie.
3. JESU ZEICHEN IST BARMHERZIG Uns Christen aber ist erlaubt Wein zu trinken auch wenn Paulus mahnend den Finger hebt: „Kein Fresser und Säufer wird das Himmelreich ererben." Aber das ist ja im Zusammenhang gemeint, weil andere dabei hungrig bleiben und durstig - Jesus gibt hier den Armen und verhilft ihnen zu einem wahrlich rauschenden Fest. Manche Ausleger sagen: was für ein menschliches zärtliches Zeichen, wie er die Hochzeitsleute vor der absoluten Blamage bewahrt: das fest hat gerade begonnen und schon ist der Wein am Ende. Ein böses Zeichen stünde über dieser Ehe. Die Sticheleien und Lästereien gingen über Generationen. Nein, Jesus beschützt diese Armen vor der Schande. Er ist ein großzüger Gastgeber.
« Und wir haben genommen Gnade um Gnade ...
4. NEU
Ich habe mich immer gefragt, warum er die Steinkrüge zum Händewaschen nimmt. Da hat er das Wasser nicht nur zur Hygiene verwendet, zum Säubern, sondern auch den rituellen Händewaschritus verhindert, der jedem, Juden gebietet, vor dem Essen die Hände zu waschen. Fast blasphemisch wirkt es: so als hätte jemand den großen Weihwasserkessel vorne in der katholischen Kirche mit Wein gefüllt ... (ich hoffe, ich bringe hier niemanden auf Ideen in diesen ketzerischen Zeiten).
Jesus Hätte doch auch die Weinschläuche recyceln können: Wenn da nicht der Satz wäre: niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche. Und außerdem vermute ich waren es sowieso zu wenige. Nein: Johannes der Erzähler macht das bewußt: die alten Grenzen definiert Jesus neu.
Jesus ist anders ... Er sagt:
18 Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht; so sagen sie: Er ist besessen. 19Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt; so sagen sie: Siehe, was ist dieser Mensch für ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden aus ihren Werken. Mt 11
Jesus ist drastisch: Danach - nach der Hochzeit zu Kana geht Jesus nach zum Passafest nach Jerusalem - dort wird er den „Tempel reinigen", in dem er die die Tische der Verkäufer umstößt und die Händler verjagt.
Es kommt auf die Beziehung zu Gott an: keine ökonomische Beziehung soll es sein, kein Geben und Nehmen, keine Institution die von der Angst oder Ritualen anderer leben. Gott gibt umsonst und das tut Jesus auch. Paulus schriebt auch: 2 Kor 9,6-15 6 Ich meine aber dies: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. 7 Ein jeder, wie er's sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. 8 Gott aber kann machen, daß alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk; 9 wie geschrieben steht: »Er hat ausgestreut und den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.
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5. EIN GLEICHNIS
Ich habe bis jetzt ignoriert, dass nach unserem naturwissenschaftlichen Denken Wunder unmöglich sind, Wunder gegen die Naturgesetze wären sogar Verstöße gegen den Schöpfergott, der alles so wunderbar festgelegt hat ... der Evangelist Johannes weiß das auch. Er ist klug - er nennt die Wunder Jesu SEMEION=ZEICHEN. Und er ist sparsam mit "Zeichen". Von den über 30 Wundern, die wir in den anderen drei Evangelien finden, nennt Johannes nur dasjenige, das in allen vier Evangelien vorkommt: die Speisung der 5000. Dafür schreibt er jedoch von sechs anderen Wundern, die in keinem der anderen Evangelien erwähnt werden. So kommt Johannes auf insgesamt 7 Wunder/Zeichen - und genau auf SIEBEN „Ich bin" Worte. Ich bin der Meinung, dass diese Worte von den Zeichen flankiert werden. Was bedeutet ICH BIN DAS BROT? Und für das erste Zeichen gilt natürlich unser Lieblingswort hier am Ort: ICH BIN DER WEINSTOCK UND IHR SEID DIE REBEN. WER IN MIR BLEIBT UND ICH IN IHM - der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Unser Wort SYMBOL hatte Johannes nicht zur Verfügung. Aber er hätte heute zu uns gesagt: Natürlich ist das symbolisch gemeint. Versteht ihr das nicht? Worte sind wie GLEICHNISSE und die Zeichen deuten diese Worte aus. Und wenn du glaubst, so musst du von einer Seite auf die andere hinübergehen und Kafka sagte - aber das ist auch wieder ein Gleichnis. Ja - So ist unser Gott. Wie Jesus.
Gut, barmherzig, neu und VIEL. Jesus ist gekommen. Die Hochzeit hat begonnen.
Wein in Hülle und Fülle. Leben aus der Fülle.
Ein besonderes ICH BIN Wort sagt uns die Bedeutung des 1. Zeichens:
JESUS SPRICHT: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
AMEN