Fasten Beten Almosengeben Mt 6 2.9.2007

In Zeiten von Kirchweihen fragen wir uns, wo die Kirche herkommt und wo sie heute steht – und natürlich wo es hin gehen wird.

Was Jesus über die drei Grundpfeiler
1.    Almosengeben
2.    Beten
3.    Fasten

christlicher – und auch jüdischer und islamischer Frömmigkeit sagt, passt haargenau auf unsere Einschätzung, wie es war in Rödelsee oder Fröhstockheim – vor vielleicht 50 Jahren.
Sehen und gesehen werden war die Devise, was Kirche angeht.

Heuchler, Hypokrites ist der eigentlich der Schauspieler
Er benötigt Zuschauer, Öffentlichkeit.
„Amen ich sage euch, er hat seinen Lohn dahin.“

Zu Jeus Zeiten gab es eine jüdische „Erweckungsbewegung“: den Pharisäismus.
Wollte den Glauben aus dem Tempel und von den Priestern weg hin in den Alltag verwirklichen. Er entwickelte sich zu einer Art Mode. Und einem Wettbewerb, wer mehr opfert, um zu zeigen, wie tief und fest er glaubt.

Nun – ganz so war die Situation vor 50 Jahren nicht mehr. Nicht mehr nach der Zeit des Nationalsozialismus, nach dem Austoben niedrigster Instinkte verbunden mit einer unglaublichen Verblendung und Opferwilligkeit.
Ich glaube, da wollte man als wieder guter Mensch erscheinen. Ein gegenseitiges Reinwaschen und im besten Fall eine Sehnsucht nach Vergebung und Vergessenmachen, was geschehen war.
Glauben nach Außen, aber nach Innen tiefer Zweifel, ja Verzweiflung nach all dem Schrecklichen, das geschehen war.

Und heute?
Bei einem Besuch sagte eine alte Dame mir. Ich gehe nicht in den GD, weil die anderen ja nur interessiert sind, was der und die angezogen haben. Um zu gucken und zu lästern …ich schaue den GD lieber allein im Fernsehen an.
Ich sagte „Liebe Frau NN – Sie waren wirklich schon lange nicht mehr in unseren Gottesdiensten – wer heute am Sonntag in den Gottesdienst kommt, der  tut das wirklich aus Freude am Wort Gottes und an der Gemeinschaft. Das ist der Vorteil der absoluten Freiwilligkeit.“

Man könnte sagen: jetzt erfüllen wir Jesu Korrekturen an der damaligen Frömmigkeit – wenn da nicht noch was anderes wäre. Ein beständiges Schauen darauf, wie es der Kirche geht. Eine Mischung aus Lust und Angst am Untergang einerseits und eine Sehnsucht nach alter Größe und Einfluss.

Wenn wir jetzt glauben, Jesu Bergpredigt sei eine Handlungsanweisung, einer altgewordenen Kirche wieder auf die Beine zu helfen, dann irren wir uns. Auch wenn wir glauben, es ginge nur um eine etwas verbesserte Praxis, weil die Theorie ja richtig ist - -

Er möchte zu etwas vordringen, was das bloße Gut- und bessersein wollen durchdringt und produziert ein Nichtwissen in Dingen, wo wir meinen genau Bescheid zu wissen.
Je länger ich die Bibel lese, desto mehr fällt mir auf, was Jesus alles nicht getan und gesagt hat. Er hat keine „Ethik“ verkündet“. Er hat keine 1000seitigen klugen Bücher geschrieben. Seine Lebensberatung ist nicht sehr hilfreich, sondern oft verstörend bis zur Provokation.

Anti-Ethik: kein Aktionismus, keine Programme verkündet er und lassen sich von ihm ableiten. Er hat keine erfolgreiche Spendenaktion ins Leben gerufen und keine diakonische Organisation gegründet.
Stattdessen: die Rechte gebe, ohne dass die Linke weiß was sie tut.

Anti-Theologie: Beten – ohne dass es jemand sieht und hört. Allein, ohne Gemeinschaft. Immerhin  - das VaterUnser lehrt er uns. Und dieses Gebet soll für alle Zeiten genügen.
Wenn du beten willst geh in dein Kämmerlein. Gott weiß worum du bittest.

Anti-Psychologie
Fasten – sich den Versuchungen aussetzen, in der eigenen Seele forschen und Unbekanntes zu Tage fördern. Tue das, aber schminke dein Gesicht und mach dabei keine saure Miene. Sondern lächle und freue dich. Also doch Schauspielern? Sich unfromm geben und lebenslustig, obwohl etwas ganz anderes in mir arbeitet?

Tatsächlich hat Jesus sich um die Meinung der Öffentlichkeit nie gekümmert. Er ist seinen Weg gegangen, bis er zum Schluss allein war und wirklich sich alle abgewandt hatten.

Tatsächlich ist ihm oft genug mangelnde Frömmigkeit vorgeworfen worden. Der Sabbat ist um des Menschen gemacht worden. Wo bleibt die Vorordnung des Göttlichen? Die Heiligung?

Tatsächlich gab er sich missverständlich, pflegte Umgang mit den falschen Leuten und provozierte durch seine Unbekümmertheit. Er blamierte Menschen, die es doch ernstmeinten mit der Religion und manchmal scheint es, dass er sich lustig machte über die Frommen.
Mit einfühlsamer Psychologie haben viele Gleichnisse und Handlungen nicht viel zu tun …

Wir wissen, dass Anti alleine noch nicht genügt. Dass da mehr und eine bessere Gerechtigkeit zum Vorschein kommen soll.

Aber vergessen wir nicht: Jesus wurde als Gotteslästerer aus religiösen Gründen gekreuzigt, die Christen als „Atheisten“ im römischen Reich verfolgt, weil Ihnen Respekt (Religion) und Kult völlig zu fehlen schienen.
Und heute? Ist das „anonyme Christentum“ nun verwirklicht worden? Menschen, die ihren Glauben versteckt vor den Fernsehern leben? Eine Kirchweih, die recht gut ohne Kirche auskommen könnte?

Was will Jesus eigentlich? Was für Menschen könnten wir sein?
Menschen, die sich voll und ganz auf Gott verlassen.
Das klingt doch einfach. Das haben wir oft gehört.
Menschen, die sich voll und ganz auf Gott verlassen.
Das meint: ohne Netz und Sicherung und doppelten Boden. Volles Risiko …
Artisten des Lebens ohne Lebensversicherung.
Abenteuer ohne Rückfahrschein und Kreditkarte.

Menschen, die sich voll und ganz auf Gott verlassen.
Was meine ich damit?
Die Sicherungen, die wir in unseren Glauben eingebaut haben, hängen oft mit der Kirche zusammen. Und wir hängen uns an vorletzte Dinge und verlieren die Orientierung wohin Gott uns haben will.
Wir Christen brauchen Bestätigung. Wir wollen uns mit einer Bewegung identifizieren. Das ist unser Fangnetz. Wir sind vielleicht stolz darauf, zur besonderen speziellen evang. Luth. Bayrischen Kirche zu gehören und wie vieles dreht sich dann darum, dass es dieser Organisation gut geht.
Und der Lohn ist dahin. Würde Jesus sagen.

Wir hängen am Bergseil einer vermeintlichen christlichen Tradition.
Ohne die christliche Kultur wird Europa seine Seele verlieren.
Jesus würde sich schütteln …

Wir Christen brauchen Sicherheit, dass Gott uns wirklich einmal belohnt, für all das, was wir geopfert und getan haben. Und der Lohn ist dahin.

Vielleicht ist das Leben ja nur ein Spaziergang und unsere schwere Ausrüstung ist fehl am Platz. Menschen, die sich voll und ganz auf Gott verlassen.
Weg mit den Krücken, die uns schon so lange behindern und uns einen falschen Gang angewöhnen ließen.

Das wird eine Befreiung sein. Wenn wir aufhören auf Spendensalden und Mitgliederzahlen zu schielen, wenn wir die Statistiken über Glaubensvorstellungen wegwerfen und einfach tun, ohne zu wissen warum.
Und so träumen wir eine Kirche,
die sich selbst ganz vergisst und dafür Gott findet.
Die sich um andre kümmert und nicht nur um den eigenen Nabel dreht.
Die Stolpern und hinfallen und wohlgemut aufstehen und wenn sie merken, dass der Weg falsch war, einfach umkehren und über sich lachen können.
Über den ganzen Popanz, den wir in de Kirche manchmal aufbauen.
Über die Geltungssucht und ach.
Ich träume eine Kirche, die weiß, wie vieles sie nicht weiß und darüber lacht, weil Gott alles weiß. Angeblich.
Eine Kirche, die einfach Gottes Kirche ist und die Öffentlichkeit nicht scheut und tut, was sie tun muss - im Verborgenen und im Öffentlichen. Und dass ihr keiner, auch der Papst nicht, zu sagen braucht, was Kirche ist und was nicht. Denn das weiß ein jedes Kind. AMEN