Der Wein ist für die, die am Umkommen sind und die betrübten Seelen!? Weinleseandacht 2009

Das war die Weinleseandacht 2009!

BILD

 

 

BEGRÜSSUNG

wir kommen heute abend mitten in der Weinlese,  zusammen, weil wir gemeinsam bezeugen wollen. So hat unser Herrgott es auch in diesem Jahr wachsen lassen, und er hat es gut wachsen lassen. Wir blicken dankbar auf diese Ernte zurück, wir blicken dankbar auf dieses Jahr zurück in dem wir an keinem Tag Hunger gelitten haben. So gnädig ist uns unser Herrgott, so hat er auch in diesem Jahr wieder alles wachsen lassen. Gott sei Lob und Dank.

Wir beginnen im Namen Gottes des Vaters, und des Sohnes und HL Geistes. AMEN.

PREDIGT: Das Buch Sprüche, Kapitel 31,4-9:

Nicht den Königen, Lemuel, ziemt es, Wein zu trinken, nicht den Königen, noch den Fürsten starkes Getränk! Sie könnten beim Trinken des Rechts vergessen und verdrehen die Sache aller elenden Leute. Gebt starkes Getränk denen, die am Umkommen sind, und Wein den betrübten Seelen, dass sie trinken und ihres Elends vergessen und ihres Unglücks nicht mehr gedenken. Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Tu deinen Mund auf und richte in Gerechtigkeit und schaffe Recht dem Elenden und Armen.

Heute feiern wir die Lese der Weintrauben. Wir danken Gott für einen guten Verlauf des Wetters, für einen guten und wunderbaren Jahrgang 2009, für den alle Voraussetzungen geschaffen worden sind.

Bei aller Freude über eine gelungene Lese können wir über den Verwendung unseres Produktes nachdenken.

Wein: das war ein Getränk für die Wohlhabenden und die Reichen. Wein, ein „königliches Getränk". Wer trinkt, kann sich fühlen wie ein König.

Genau diese werden aber vor dem „starken Getränk" gewarnt. Es beeinträchtigt ihre Urteilsfähigkeit - das Beachten des Rechtes. Bei der Ausübung von Regierungsgeschäften sollen sie nüchtern bleiben, damit sie das Recht nicht verdrehen.

Soweit so gut -betrunkene Politiker kommen auch in Deutschland nicht gut an. Trinken dürfen sie beim Oktoberfest und beim Weinfest, aber sonst wünschen wir uns klare eindeutige Menschen, die das Recht kennen und verteidigen.

Soweit so gut, das leuchtet uns ein - aber nun geht das Buch der Weisheit einen Schritt weiter - noch nie habe ich diese Aufforderung gehört!

Gebt starkes Getränk denen, die am Umkommen sind, und Wein den betrübten Seelen, dass sie trinken und ihres Elends vergessen und ihres Unglücks nicht mehr gedenken.

Das erinnert mich an die Berner Rettungshunde, die Bernadiner -  die früher ein kleines Fäßchen mit Schnaps am Hals trugen, damit sich die in Bergnot geratenen erfrischen konnten... Der barmherzige Samariter flößte dem Opfer ein wenig Wein ein, Jesus bekam am Kreuz nur Essig...

Alkohol und Wein für die Hungernden, die Betrübten, die Armen, damit sie ihre Lage vergessen? Damit sie den Grund ihrer Trauer und des Unglücks nicht mehr erinnern?

Schnaps und Wein für die Armen im Land, damit Ruhe herrscht? Damit sie ihre Lage vergessen und ertränken können? Soll das die gewünschte Wirkung des Alkohols sein? Angeblich wurde ja die erste deutsche Revolution 1848 durch die Erhöhung der Biersteuer ausgelöst. Ruhe im Land durch Alkohol?

Wohl kaum - hinter der Aufforderung muss mehr stecken. Die Urteilsfähigkeit und die Kraft zum Kämpfen für die Gerechtigkeit soll ja gerade hergestellt und nicht beeinträchtigt werden. Denn der Text fährt fort:

Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Tu deinen Mund auf und richte in Gerechtigkeit und schaffe Recht dem Elenden und Armen.

Ein seltsame Wendung - vom Wein zur Sache von Gottes Gerechtigkeit, dem Eintreten für die Schwachen und die Stummen.

Seltsame Gedanken, während wir diese Trauben segnen.

Gehen wir Schritt für Schritt:

Diese Weisheit ist für Lemuel, einen Königssohn. Mit ihm dürfen wir Kinder Gottes uns identifizieren.

Der Weise sagt zu ihm, ein wenig überraschend:

Wenn Wein zum Luxus wird, der zur Abgrenzung gegenüber den Ärmeren verwendet wird, dann ist das kein richtiger Gebrauch. Alkohol darf auch nicht verwendet werden, um das Gewissen abzutöten, um Unterschiede zwischen gut und schlecht zu verwischen. Genuss von Wein darf auch nicht zu Vernachlässigung führen.

Es geht um ganz andere Dinge:

Denn Wein bedeutet Freude und an dieser Freude sollen alle teilhaben dürfen.

Als Christen trinken wir gemeinsam, eingeladen durch unseren König, den Christus. Das soll uns Mut machen, einzustehen für die Sache der Entrechteten und Ausgeschlossenen.

Die Gesetze des Gottes sind immer Gesetze der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit. Dass die Armen das Getränk der Könige trinken dürfen, die Hungrigen, das lässt sie wieder am Leben teilhaben. Gemeinsam leben und trinken, nicht in abgeschlossenen Ghettos, da ereignet sich der Wille Gottes.

Wurde nicht von Jesus gesagt, er sitzt mit den Säufern und Sündern - weil er mit den Armen zusammen gegessen und getrunken hat. In Kana, hat er dafür gesorgt, dass dem armen Brautpaar nicht der Wein ausgeht... Das war sein Zeichen einer neuen Welt der Gerechtigkeit.

Das Abendmahl, die Eucharistie kann und möchte nicht auf den Wein verzichten - Jesus hätte ja auch Wasser trinken können - aber so erst wird die Dimension der Feier sichtbar, mit Wein erhalten wir Wertschätzung und Würde.

Alle sollen an der Feier der Ernte beteiligt werden. Mit ihnen trinken, anstoßen auf die Gerechtigkeit Gottes, einfordern auch an der Freude teilnehmen zu können, das spiegelt den Beginn des Reiches Gottes wieder. Wein und Gerechtigkeit, Freude und Einsatz für das Recht, so geht das zusammen.

Möge der Wein von Rödelsee in diesem Sinne genossen werden!

AMEN.

 

Lesung aus dem Buch Jesus Sirach. 

Wie Lebenswasser ist der Wein für den Menschen,

wenn er ihn mäßig trinkt.

Was ist das für ein Leben, wenn man keinen Wein hat,

der doch von Anfang an zur Freude geschaffen wurde!

Frohsinn, Wonne und Lust bringt Wein,

zur rechten Zeit und genügsam getrunken.

Kopfweh, Hohn und Schimpf bringt Wein,

getrunken in Erregung und Zorn.

Zu viel Wein ist eine Falle für den Toren,

er schwächt die Kraft und schlägt viele Wunden.

Beim Weingelage nörgle nicht am Nachbarn herum,

verspotte ihn nicht, wenn er heiter ist!

Sag ihm kein schmähendes Wort

und streite mit ihm nicht vor den Leuten! 

Wort des lebendigen Gottes.

Segensgebet:

 

WEINSEGEN

„Herr, unser Gott,

du schenkst uns den Wein

als Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.

Dein Sohn Jesus Christus hat den Wein erwählt

als Zeichen des Neuen Bundes in seinem Blut.

Segne + den Wein,

den Wein in unseren Kirche

und den Wein, den wir zu Hause genießen.

Laß uns erfahren, daß du der Gott bist,

der die Herzen aller Menschen froh macht

und Gemeinschaft stiftet.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn."

 

FÜRBITTEN:

1. Herr Jesus Christus.

Entfache unsere Liebe zur Heiligen Schrift, zu deinen Geboten und deinem Evangelium,

daß wir in den Worten der Bibel dankbar erkennen,

wie sehr du selbst zu uns sprichst. 

2. Öffne die Herzen der Menschen, daß sie mit dem Glauben

dich aufnehmen, und so den Sinn ihres Lebens erfassen. 

3. Berufe Menschen, die dem Evangelium dienen und das Wort Gottes verkünden, für deine Gerechtigkeit eintreten. Bestärke die unterschiedlichen Konfessionen auf ihrem Weg aufeinander und auf dich zu.

4. Bewahre und beschütze unser Land, die Fruchtbarkeit unserer Erde, unsere Landwirte, Winzer und ihre Familien. Segne die Früchte ihrer Arbeit an den Menschen, die sich mit ihnen stärken und sie genießen.

5. Heile die Wunden der Menschheit durch die Botschaft deiner Liebe, stärke die Christen als Licht und Salz dieser Erde, lass dein Reich der Gerechtigkeit und Versöhnung bei uns anfangen.

 

6. Sei das ewige Licht der Verstorbenen,

dass sie die Herrlichkeit Gottes schauen

von Angesicht zu Angesicht. 

VATER UNSER - SEGEN