Beichte

Es gibt Stellen im Neuen Testament, in denen wird berichtet, wie er dies ausdrücklich bestimmt hat: „Wer euch hört, der hört mich." Und: „Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben." Er selber hat uns ja das Vorbild dafür gegeben. – „Deine Sünden sind dir vergeben", hat er zu den Verzagten und Hilfesuchenden gesagt, und damit begann die Heilung ihres Lebens. Martin Luther sagt deshalb über die Beichte: „Darum ist es zu tun, dass du deine Not klagst, dass du dir helfen und ein fröhliches Herz und Gewissen machen lässt." Die Beichte ist ein ernster Vorgang; aber sie macht fröhlich. Was dunkel war, wird hell.

Für den Ablauf der Beichte gibt es verschiedene Formen:

Sie kann mit einem ausführlichen Gespräch verbunden sein, das wir über mein Leben führen. Wir können miteinander um Gottes Beistand beten. Wir können Texte der Bibel lesen und hören, die von den inneren Zwängen und der göttlichen Befreiung reden. Wir können auch eine Weile still beieinander sitzen und die Dinge bedenken.

Unentbehrlich jedenfalls ist:

- dass alles unter vier Augen geschieht und unter strenger Einhaltung des Beichtgeheimnisses,

- dass ich Gelegenheit habe, all das auszusprechen, was mich bedrückt, mich belastet, mir auf dem Gewissen liegt, mich von Gott und auch von Menschen trennt,

- dass ich aus der Tiefe meines Herzens Ja sage zu der Möglichkeit, dies alles loswerden zu können,

- dass die oder der andere mir die Vergebung meiner Sünden, die Befreiung von all diesen Zwängen, Gottes Ja zu mir klar und eindeutig zuspricht.

Das kann dieser andere Mensch tun. Denn, wie wir wissen, wirkt Christus in seiner Gemeinde selber weiter, hört mit den Ohren seiner Beauftragten selber zu und redet selber in dem, was sie anderen in seinem Namen zusprechen.

Wie ich das Beichten anfange

Praktisch geschieht das so, dass ich mich an eine Pfarrerin oder an einen Pfarrer wende - es kann auch ein Gemeindemitglied sein, wenn es dazu bereit ist und sich in der Lage sieht - und darum bitte, dass wir miteinander Beichte halten.

Dabei ist für mich wichtig zu wissen: Solch ein Gespräch steht unter dem Beichtgeheimnis, dasauch vom Staat anerkannt ist. Von dem, was wir miteinander reden, wird kein anderer Mensch jemals erfahren, keine kirchliche oder staatliche Stelle, auch keine Polizei und kein Untersuchungsrichter. Der Pfarrer oder die Pfarrerin hat das Recht und die unbedingte Verpflichtung, hierüber jede Aussage zu verweigern. Darauf kann ich mich verlassen. Wenn ich besonders tief verstrickt bin und deshalb nicht mehr aus noch ein weiß, ist dies daher oft die einzige und letzte Möglichkeit, frei und offen zu reden und so eine erstickende Last loszuwerden.

Eine Hilfe für die eigene Vorbereitung auf die Beichte gibt das Evangelische Gesangbuch in seinen jeweiligen Textteilen. Es richtet sich dabei nach dem entsprechenden „Gottesdienstbuch" für die Pfarrerin und den Pfarrer, dem Teilband 3 der Agende für evangelisch-lutherische Kirchen und Gemeinden Band III.

Wie die Gemeinschaft hilft

Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass solch eine Beichte nicht unter vier Augen stattfindet, sondern dass wir als Glieder der christlichen Gemeinde uns in einem Gottesdienst gemeinsam auf das besinnen, was uns bedrückt und belastet, was wir als Einzelne, aber auch als Kirche und als Menschheit versäumt und missachtet, getan und geduldet haben.

Dabei kommt mein persönliches Leben weniger zur Sprache. Dafür wird um so deutlicher, dass ich mit den Belastungen und Verfehlungen des Lebens nicht allein bin, sondern dass ich dabei viele Brüder und Schwestern habe, die von Gott trotzdem geliebt und bejaht sind wie ich, und mit denen zusammen ich einen neuen Anfang machen kann.

Und wenn wir danach gemeinsam das heilige Abendmahl feiern, dann wird diese Mahlgemeinschaft uns in besonderer Weise als Gemeinschaft der Befreiten miteinander verbinden.