Aus der Weihnachtspredigt 2007 - Wirthschaftsethik am 1. Christtag

2 Kor 9, 6-15 (kursiv)

 

6 Ich meine aber dies: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. [a]

7 Ein jeder, wie er's sich im Herzen vorgenommen hat, [a] nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

8 Gott aber kann machen, daß alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk;

9 wie geschrieben steht (Psalm 112,9): »Er hat ausgestreut und den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.«

10 Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. [a]

11 So werdet ihr reich sein in allen Dingen, zu geben in aller Einfalt, die durch uns wirkt Danksagung an Gott.

12 Denn der Dienst dieser Sammlung hilft nicht allein dem Mangel der Heiligen ab, sondern wirkt auch überschwenglich darin, daß viele Gott danken.

13 Denn für diesen treuen Dienst preisen sie Gott über eurem Gehorsam im Bekenntnis zum Evangelium Christi und über der Einfalt eurer Gemeinschaft mit ihnen und allen.

14 Und in ihrem Gebet für euch sehnen sie sich nach euch wegen der überschwenglichen Gnade Gottes bei euch.

15 Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!

 

Vielen Dank Paulus, für deine wirtschaftliche Nachhilfe! Leider verfrüht, denn heute hätte er für diese Ausführungen den Wirtschaftsnobelpreis bekommen wie der Ameriakner Bolton, oder wie 2005 der 36 jährige Spieltheoretiker Ockenfels den höchstdotiertesten Wissenschaftspreis Leibnizpreis 1,55 Millionen Euro dotierten Leibniz- Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft für ganz ähnliche Aussagen.

 

Wer immer nur gewinnen will, wird verlieren. In seinem Seminar zeigt er ein Marmaladenglas mit Geld. Wer am meisten Geld dafür bietet, darf es behalten. Nahezu immer gewinnt der, der sich verschätzt hat – und verliert am Ende Geld.

 

Ein Beispiel, von Axel Ockenfels selbst in vielen Varianten untersucht,

ist das Ultimatumspiel. Spieler A erhält 100 Euro, aber nur dann, wenn er Spieler B einen Teil davon  abgibt. Das Vertrakkte daran: Wenn B das Angebot akzeptiert, darf jeder seinen ausgehandelten Teil behalten; wenn er aber ablehnt, gehen beide leer aus. Der Theorie des homo oeconomicus zufolge gibt A dem anderen nur einen einzigen Euro ab. B akzeptiert selbst diesen minimalen Betrag, weil er besser ist als nichts. Im Experimentallabor wie im wirklichen Leben verhalten sich die B-Spieler jedoch völlig anders. Sie lehnen einen zu kleinen Betrag ab, der ihnen ungerecht erscheint. Weil Spieler A dies ahnt, kleckert er nicht, sondern klotzt. Von vornherein vermeidet er unfaire Angebote und bietet mehr an – im Schnitt etwa ein Viertel des Gesamtbetrags.

 

„ERC – A

Theory of Equity, Reciprocity and Competition“, übersetzt “Vermögen,  Gegenseitigkeit und Wettbewerb, die letztlich darauf

basiert, dass sich Spieler viel mehr als bislang angenommen auch am

Gewinn des anderen orientieren, also am Motto: Wie Du mir, so ich Dir.

Transfair ist also wirtschaftlich auf lange Sicht gesehen die wahrscheinlichere Variante. Aber wer hat gesagt, dass unser Marktkapitalismus vernüftig wäre …

 

Ein göttlicher Überschuß von Gütern und Werten liegt für uns bereit. Und Jesus ist Mensch geworden, um uns das zu zeigen. Das Gott großzügig ist mit allem, uns nichts vorenthalten will. Dass Gott all das nicht braucht, was wir ihm opfern meinen zu müssen. Ganze Schätze und Wohltaten gießt er über uns aus, längst bevor wir ihn darum bitten können.

Wir dürfen also glückliche Reiche sein. Auch wenn wir arm sind. Mit vollen Händen freudig austeilen. Und wissen, dass es wieder zurückkommt. Nicht für mich allein, aber ich in einer Gemeinschaft auf einer höheren Ebene lande, die mir auch mehr Sicherheit bietet.

 

Wo dieses Kind ist, da sammeln sich Schätze und Geschenke. Gold Weihrauch und Myrre. Auch die simple Weihnachtsgeschichte kennt diesen wirtschaftlichen Effekt. Plötzlich ist alles vorhanden. Und Kinder fragen, was Jesus damit wohl gemacht hat? Was meinen Sie?

 

Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Ich glaube - daß das auch ganz handfeste wirtschaftliche Konsequenzen hat. Das christliche Wirtschaftsystem ist im Grunde auf gegenseitiges Vertrauen und Anerkennung, auf Hoffnung in die Zukunft und auf Austausch aller mit allen ausgelegt. Natürlich mit Problemen, die ein derartiger Vermehrungsbetrieb aufwirft für Umwelt und die Ressourcenvernichtung.

Aber die Begrenzung von Überfluss und unendlicher Steigerung von Lebensqualität liegt nicht im Festhalten und Sparen an allen Dingen, an der Verwaltung des Mangels,  sondern am fairen Teilen und dem Ausgleichen – dabei werden alle gewinnen. Und dazu ist Christus arm geworden, damit wir (alle) reich werden.

AMEN